13. Januar 2012

Der kurze Weg vom Denken zum Klingen


"Wir sehen, daß in dem Maße, als in der organischen Welt die Reflexion dunkler und schwächer wird, die Grazie darin immer strahlender und herrschender hervortritt. Doch so wie das Bild des Hohlspiegels, nachdem es sich in das Unendliche entfernt hat, plötzlich wieder dicht vor uns tritt: so findet sich auch, wenn die Erkenntnis gleichsam durch ein Unendliches gegangen ist, die Grazie wieder ein.

Denn Ziererei erscheint, wie Sie wissen, wenn sich die Seele in irgendeinem anderen Punkt befindet, als in dem Schwerpunkt der Bewegung.
Missgriffe sind unvermeidlich, seitdem wir vom Baum der Erkenntnis gegessen haben. Doch das Paradies ist verriegelt und der Cherub hinter uns; wir müssen die Reise um die Welt machen und sehen, ob es vielleicht von hinten irgendwo wieder offen ist."













Mit der Ineinssetzung von Klang und Virtualität durch die dezentralisierte Effizienz von Netzwerken reaktiver (interaktiver) Kontrollen welcher Art auch immer – seien sie Wind, Licht, Bewegung (ist das Vorbeigehen von Menschen natürliche oder künstliche Bewegung?), geübte Finger, Stimmbänder, Rechenalgorithmen („Ameisenaktivität“) ist die Musik zum Punkt der creatio ex nihilo gelangt. Diese Schöpfung aus dem Nichts wird zum Akt der Autogenese, der Selbstzeugung als vielleicht verzweifelter Versuch des Kleistschen Durchgangs durch das Unendliche.

Um zu klingen – per sonare: Person; vielleicht „Fuß fassen“ im heutigen Sinn, das über das zweifache Anknüpfen funktioniert  – die äusseren Bedingungen und die innere Sehnsucht (oder besser: die innere Schau!)

Vom Denken zum Klingen: Natürlich ist die Zahl in der Musik von grundlegender Bedeutung (oder: Die Zahl ist die Natur der Musik!). Die tote Mathematik der seriellen Musik erwacht mit heutiger Technologie zu neuen gestischen Möglichkeiten – die strenge Beziehung aller Parameter weitet sich auf den musikalischen Raum aus und wird mit ins formale Denken genommen, um so zu neuen Freiheiten zu gelangen.

Sowie “Melodie” oder “Klangfarbe” verschiedene Schrift-Bilder brauchen, entwerfe ich für jedes Stück das formale Gesamte und führe den Klang – die Musik – das „Werk“ in ihre ureigensten „Spiel-Räume“ (die Kategorie der „Klanginstallation“ eigentlich nicht tangierend, wenn sich´s auch äußerlich als solche darstellt). Einerseits detailversessen in tausendstel Sekunden kalkuliert und andrerseits im übergeordneten Netzwerk aller aufeinander wirkenden Parameter neue Synapsen, neue Schaltstellen der Spiritualität entwickelnd …

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