Aufgefordert, einen Artikel über
Wolf Vostell's Musik zu schreiben, muss ich erst einmal meine völlige Unkenntnis darüber eingestehen. Genau das ist der Punkt, entgegnet mein Gegenüber, niemand oder fast niemand kennt sie … und drückt mir 2 CD's in die Hand. Meine Voreingenommenheit und Arroganz des Spätgeborenen gegenüber Fluxus und Konsorten schmilzt wie Schnee in der Sommersonne, als ich wenig später "LE CRI" lausche, Fluxus-Concert vom 31/10/90, gegeben zu Berlin! Damit wir uns nicht falsch verstehen: Ich bin ein großer Bewunderer von Nam Jun Paik und seiner musikalischen Geniestreiche …
"action with violin on a string" bis hin zum "Solo for Violin", wo die hocherhobene Monstranz der Klassik... aber sehen Sie
selbst. Ein Muss für jeden reflektierenden, "klassisch" ausgebildeten Komponisten. Aber eben. Die Gestik, die Inszenierung, die dramatischen (oder gar nicht so..) Wendungen, das Theater, der Hohlspiegel (wie immer das jetzt verstanden wird), all das steht hier im Vordergrund. Musik wird aus einem ganz anderen Blickwinkel beleuchtet, aber eben nur.
Und plötzlich sind da Klänge, die einen Hinhorchsog provozieren, ist da ungemein konzentrierte, bis auf die Knochen entkleidete, enorm spannende
Musik.
Die Aus-Einandersetzung (im Hinblick auf Vostell, dem "Décollagisten", ein wohl mehr als passender Ausdruck – mehr davon ein andermal) hat erst begonnen …